Verlauf
Die Behandlung erfolgt optimaler Weise zu einem Zeitpunkt, der es dem Patienten ermöglicht die nachfolgenden Stunden ohne weitere Verpflichtungen zu verbringen um der Nachblutungsphase von durchschnittlich 8 bis 12 Stunden - in Einzelfällen auch länger - gerecht zu werden. Es sollte eine angemessene Ruhephase mit regelmäßiger Flüssigkeitszufuhr eingehalten werden. Nach dem Ansetzen des Egels wird ein Verband angelegt der vor der Nachtruhe nochmals gewechselt wird. Während der Behandlung sollte der Patient entspannt sitzen oder liegen. Die zu behandelnden Stellen an denen der Egel angesetzt werden soll, sind mit warmen Wasser ohne Seife zu waschen oder abzureiben. Sämtliche Cremes oder Salben sind sorgfältig zu entfernen da der Egel sonst nicht anbeißt.
Abhängig von der Ansatzstelle und der Sauglust des Egels dauert der Prozess 20 bis 180 Minuten. Es bleibt eine 2-3 mm große, sternförmige Narbe zurück. Keinesfalls wird der saugende Egel gewaltsam abgezogen da Kieferreste in der Wunde zurückbleiben können die zu Entzündungen führen, oder ein Erbrechen des Darminhaltes ausgelöst werden könnte, was das Risiko der Übertragung des im Darm persistierenden Bakteriums Aerominas hirudinis erhöht. Pro Egelbiss verliert der Patient 50-100ml Blut.
Indikationen
Die Behandlung mit einem Blutegel wirkt gerinnungshemmend, entzündungshemmend, lymphstrombeschleunigend und heilungsfördernd. Seit einigen Jahren werden sich diese Eigenschaften unter anderem in der plastischen Chirurgie und der Unfallchirurgie zu Nutze gemacht.
Traditionelle Anwendungsgebiete sind oberflächliche Venenentzündungen, Ödeme, Unterschenkelgeschwüre (Ulcus cruris), Blutergüsse, Hämmorrhoiden, Analvenenthrombose, Furunkel, Abszesse, Priapismus, Mittelohrentzündung, Nebenhöhlenentzündung, Eileiter- /Eierstockentzündung, Hodenentzündung, Prostataentzündungen, Schleimbeutelentzündung, Sehnenscheidenentzündung, Arthrosen, Arthritiden, Bandscheibenvorfälle, Erkrankungen des Rheumatischen Formenkreises, Stoffwechselerkrankungen, Karpaltunnelsyndrom, Tinnitus, jegliche Anwendung bei der Entstauung oder Ausleitung erwünscht ist und zur Beschleunigung des Heilungsprozesses z.B. nach Frakturen. Abhängig von Zustand und Indikation sind 1-10 Sitzungen im Abstand von ca. einer Woche nötig.
Neben der sogenannten Verdünnung des Blutes gehört zu den gewünschten Begleiterscheinungen eine Glättung der Arterien- und Venenwände sodass die Gefahr von Thrombenbildung vermindert wird, was sie zu einer sinnvollen Schlaganfallprofilaxe, Herzinfarktprofilaxe als auch deren Nachsorge etabliert.
Nebenwirkungen
Nach der Behandlung mit Blutegeln kann es vereinzelt zu Entzündungen der Bissstelle kommen oder zu allergischen Reaktionen auf Inhaltsstoffe des Schleims oder Speichels. In diesem Fall verbietet sich eine Weiterführung der Behandlung.
Wechselwirkungen
Bei Einnahme von Antikoagulantien (Heparin, Marcumar) und sogenannten Blutverdünnern kann es zu erheblich verlängerten Nachblutungen aus den Bisswunden kommen durch die Herabsetzung der Gerinnungsfähigkeit. In Absprache sind diese für den Zeitraum der Behandlung abzusetzen. Anderenfalls muss auf eine Blutegelbehandlung verzichtet werden.
Gegenanzeigen
Bei Personen mit Blutgerinnungsstörungen, Anämien, ausgeprägten Immunschwächen oder bei Einnahme von Immunsuppressiva schließt sich eine Blutegelbehandlung aus.